an alle Verwandte, Freunde, Sponsoren und Pressevertreter
Mit unsern lädierten Rädern aus Kashgar sind wir auf die Südroute der Seidenstrasse (SSS) entlang und durch die größte zusammenhängende Sandwüste der Welt – Takla Makahn („Wüste ohne Wiederkehr“) . Auf abgeleckter Teerstraße ging es die ersten 800 km bis Min Feng flott voran. Klimatisch war es so angenehm, daß man nicht von alleine schwitzte. Unsere Ernährung pegelte sich nach der großen Vielfalt in Kashgar auf uigurische (Uiguren = besetztes Turkvolk im Westen von China; etwa wie Tibeter, Mongolen etc.) Nudelküche, Brot und Obst ein. Man trifft hier so gut wie keine Han-Chinesen; die Distanzen zwischen den Ortschaften wurden immer größer (öfter bis zu 80 km). Die Ortschaften, oft Oasen-gleich, da kultiviertes Umland mit etlichen Bewässerungskanälen (Baumwolle, Obst, von SEIDE keine Spur!), bestanden meist aus primitiven Lehmhütten, etlichen Garküchen und wenn groß: ein Bazar. Wir mußten uns also vom klassischen Oasen-Begriff trennen, von wegen Palmen & Punica! Die Uiguren erleben wir als nettes Volk, mit dem die Kommunikation im Vgl. Zu den Ch. noch einigermaßen klappt (die Uiguren sprechen wieder eine Turksprache). Jeden Meter erwarten wir die klassische Dünenlandschaft, werden aber bis kurz vor knapp stets entäuscht- flaches, totes Ödland, maximal Steinwüste: wir geben auch hier den klassischen Sandwüstengedanken auf; Nach Min Feng, der 3. grossen Stadt auf der SSS werden wir plötzlich von übler Sandschotterwüstenpiste überrascht; ab hier war ein effektives Fortkommen unmöglich und unsre 8-15 km/h vom Untergrund und Gegenwind abhängig. Auf Grund der erwarteten fehlenden Hitze war es uns möglich die nicht geringer werdenden Distanzen mit einigen Litern Wasser, unseren chin. Lieblingskeksen und Obst zu bewältigen- eher ein Psychisches Problem (Süsskram, wir kommen!). Der starke Gegenwind brachte uns 3 mal dazu nachts während Windstille zu fahren. Die Versandungen (äääääätzend) und Straßeneinbrüche über mehrere km jedoch legten ein Fahren bei Lichte näher. Langsam kristallisierten sich die „Dobans“ (staatl. Straßeninstandhaltungshöfe, in denen die meist uigurischen Arbeiter (karg) lebten) als heilbringende Herbergen und Zwischenstationen für uns interessante Radfahrer heraus. Der Verkehr ging gegen 0 und die wenigen angebotenen LKW-Lifts schlagen wir natürlich stets aus. Man sieht deutlich wer in dieser Region (Xinjiang) Herr & Knecht ist: die super-fetten Jeeps werden stets von den Ch. gefahren und die Uiguren müssen an ihren Schrottkisten und Eselskarren rumbasteln; Touristen sehen wir auf der SSS keine und sorgen so für großes Aufsehen. Ein Wendepunkt ist die Stadt Milan, da ab hier die originale Südroute verschüttet bzw.“dissapeared“ und die wenigen Dörfer aufgegeben scheinen. Für uns ist damit die Mission „Erstbefahrung der SSS per Rad“; leider gescheitert und passe. Vertröstet werden wir auf einen Weg durch das Altun-Shan-Gebirge, wo unsere warmen Karrimor- Sachen das 2. Mal längerfristig notwendig sind. Wir kämpfen uns auf abenteurlichsten Grobschotterfährten durch Flußbetten und abgebrochene Serpentinengänge bis auf eine Hochebene von fast 3000m hinauf. Im Vgl. Zu Kirgistan sind wir diesmal gesundheitlich nicht angeschlagen und können somit das Abenteuer richtiggehend geniessen; Die Räder halten zum Glück soweit auch und nach über 1000 km Wüsten- und Gebirgsschotter kommt mit einem Ölwohlstand für die Chinesen (riesige Ölfelder im Gebirge, immer noch besetztes Gebiet), der Asphaltwohlstand für uns . Die 525 km bis zum ursprünglich letzten , chin. Außenposten und Kreuzungspunkt der beiden SS-Routen, der Stadt „DUNHUANG“ vergehen wieder schnell. Unser Ziel Peking ist mit ca. 2000 km hoffentlich flacher Teerstraße bald greifbar und wir werden dort in vielleicht 14 Tagen einradeln, um unsere Transsib-Rückreise zu organisieren.
Grüsse, eure legasthenischen
Sebastian & Michael
(Vergebt uns die Zeitsprünge und Fehler – koi Zoit)