Bild 1:
der chinesische Checkpoint hat uns erst Mal komplett ignoriert! Aha?! Die Frau vom Reisebüro aus Kashgar (kam extra her..) erläuterte, dass unsere Räder nun zusammen mit den Rädern von vier anderen Deutschen, die zufälligerweise auch an dem Tag an der Grenze standen, nach Kashgar transportiert würden; Wir versuchten die Grenzbeamten und das CITS zu bestechen, dass wir doch selber fahren dürften, aber es ging nicht; das CITS nimmt 225$ pro Gruppe für diesen forcierten Transport..
Es ging dann 170 km quasi nur bergab, denn wir verloren, die 3500 Höhenmeter, die wir vorher erstrampelt hatten; die Wegstrecke war für das Fahrrad machbar und die Landschaft grandios - also war das alles doppelt und dreifach ärgerlich, vor allem weil unsere Philosophie ja war, jeden Meter von Frankfurt aus bis Peking selber zu fahren..
Das Ende vom Lied war, dass alle sechs Räder total verbogen, verkratzt und entwertet unten ankamen, weil man sie an den 2 Checkpoints zwischendurch abgebunden hatte und wahrscheinlich (gemäß den Zerstörungen) für 90 km Humpelstrecke unangebunden, waagrecht übereinander auf die Ladefläche geworfen hatte; der Fahrer war einfach ein A., dem unser Zeug völlig egal war, wie sich im dreitägigen Streitgespräch mit dem CITS herausstellte; der Antrieb war auch verschalten, d.h. es wurde Probe gefahren - so lässt sich böse Willkür dann auch nicht mehr ausschließen;
Das CITS hat den Vorfall gedeckt, und es hieß WIR hätten das Ganze arrangiert, damit wir die 225$ nicht zahlen müssten, dass die Schäden an den 4000,- DM Rädern größer waren als 225$, wollten sie nicht glauben; es gäbe keine Räder in Deutschland, die mehr kosten als 300$, wusste ein schlauer Mitarbeiter; Versicherung gab’s auch keine und so langsam erkennen wir, dass wir in China sind.. es ist halt kein Rechtsstaat mehr.. ein Anruf bei der Deutschen Botschaft/Peking bestätigte, dass wir besser resignieren und die Stadt genießen, bevor man uns wieder rausschmeißt; für mich schlimm ist nach wie vor, dass sie den Fehler nicht eingestehen wollten und uns sogar ausgelacht haben.
Bild 2:
Kashgar (im Chinesischen Kashi) ist DIE Stadt im Westen; ganz besonders toll ist der Sonntagsbasar, wo sich einmal die Woche bis zu 150 000 Menschen zum Handeln und Treiben treffen...
Bild 8:
das sind zwei Uiguren; Uiguren sind (auch) ein Turkvolk; ihre Provinz XinJiang, die doch einen guten Teil von China ausmacht, ist genau wie Tibet und die innere Mongolei von den Han-Chinesen besetzt; darüber ärgert sich der Uigure im Allgemeinen.
Bild 9:
Den kleinen Uiguren wird gerne ein solcher Schnitt verpasst.
Da die Uiguren noch, ganz gleich uns Europäern, in Silben und Worten sprechen und DENKEN, können wir mit ihnen noch prima kommunizieren! Das geht natürlich weder auf Deutsch, wie bis zur Türkei der Fall, noch auf Englisch wie im Iran, sondern mit Hand- & Fuß-Kommunikation; das hat auch in den GUS Ländern schon gut geklappt! Bei den Chinesen ging das nicht mehr! Schriftzeichen statt Worte, d.h. sie denken in Bildern und Situationen; es ging NICHTS mehr! Wir hatten zum Glück ein 'Point-it', das ist ein Heft mit vielen kleinen Bildern, auf die man einfach zeigt, wenn man etwas will - wird auch gerne als Bilderbuch angesehen, um zu sichten, was es im Westen so alles Schönes gibt! Außerdem sind bei den Han-Chinesen Karten mit zusätzlich den Schriftzeichen für die Städtenamen sehr nützlich, das versteht jeder!
Bild 10:
Nun öffnet die Taklamakan ihre Pforten. Als eines der ersten Radteams fahren wir die bis dato noch kaum erkundete Südroute der Seidenstrasse.
Schlägt man im Brockhaus zu Taklamakan nach, so heißt es dort, es sei die zusammenhängende Sandwüste der Welt. mhh...das klingt doch verheißungsvoll...
Bild 11:
Dadurch aber, dass wir am Rande vorbeigefahren sind, haben wir von den klassischen Dünenformationen leider nichts mitbekommen! Viel Sand, neben und manchmal auf der Strasse und solche Erdrisse sind die einzigen Zeugen der Trockenheit.
Bild 12:
Etwas zum Thema Bevölkerungsstruktur: die Han-Chinesen, die in Xin-Jiang angesiedelt wurden erfüllen meist höhere Jobs; die Uiguren stellen die einfache Bevölkerung dar. Wenn uns Uiguren über den Weg fuhren, d.h. wir sie überholt haben, dann in solchen 'Schrottkisten' – waren es Han-Chinesen dann brausten sie in bis dato ungekannt dicken Jeeps an uns vorbei... Was man noch sehen kann: eine Betonwanne als Teil der Strasse; sie dient als Durchlaufbecken für die Schmelzwässer des Kunlun-Shan Gebirges nördlich dessen wir die ganze Zeit schon fahren...
Bild 14:
Danach kam der Schotter.Wenn uns die Distanzen von Oase zu Oase zu lang vorkamen, haben wir versucht diese Lkws anzuhalten, um nach der nächsten Oase zu fragen. Es kamen täglich wenigstens fünf an uns vorbei, aber: man muss sich wirklich fast davor werfen, dass sie überhaupt anhielten.... Da wir die Wüste im September mit 20° C tagsüber klimatisch super-ideal getroffen haben ist unser Kriterium gar nicht die Wasserversorgung, sondern die Trockennahrung - Essen ! Zu keinem anderen Zeitpunkt haben wir soviel Gedanken an das europäische Essen verschwendet wie hier.
Bild 15:
Schlimm waren nicht etwa die Platten (wir haben zwei auf dieser über tausend km langen, unseeligen Schotterstrecke, zwei von den insgesamt acht(!)
Bild 16:
Schlimm waren auch nicht die Versandungen, die uns immer mal wieder vom Rad zwangen. Schlimm war der Schotter ansich : ein übles Sand-Steingemisch, dass uns die Energie raubte, uns nur mühsam km für km voran kommen ließ.
Bild 17:
Sehr praktisch waren diese Meilensteine, die hier angeben, dass wir 1500 km vom Kashgar weg sind und wir uns auf der Strasse '315' befinden... Etwa 700 km, nachdem wir den Siedlungsbauch östlich von Kashgar verlassen haben, dehnen sich die Distanzen zwischen den Oasen teilweise bis auf 100 km aus. Trotz des schlechten Weges war die Wasserversorgung kein Problem; wir waren gewappnet bis zu 40 Litern pro Nase mitzunehmen, brauchten das bei den angenehmen Temperaturen und der Gewissheit, dass wir spätestens alle zwei Tage an Wasser kommen aber nicht annähernd ausschöpfen...
Bild 18:
Eine nette geistige Abwechslung bot diese Landschaft: einmal weg von der langweiligen Schotterwüste, gab’s hier oasenhafte Zustände, allerdings ohne eine Menschenseele weit und breit! Das erschien uns sehr unreal, wie in einem komischen Traum...
Bild 19:
Auch diese Bilderbuch-Düne war was für’s Auge - völlig isoliert stand sie am Rande von Quiemo, einer größeren Stadt in der Wüste, wo wir uns sogar ausnahmsweise ein Hotelzimmer geleistet haben, das bot Badewanne (China ist für uns ein großes Hygiene-Diaspora) und kostete etwa 5 Dollar pro Nacht und Nase.
Bild 20:
Was also das Klima anbetrifft haben wir die Taklamakan mit dem Herbst gütig erwischt, ein kleinerer Sandsturm war trotzdem drin: es war die Tage eh schon recht windig und hier weht der Wind aus Süden den feinen Sand mit, die Beine werden 'sandgestrahlt', man hat Sand im rechten Ohr und es knirscht zwischen den Zähnen.
Bild 21:
Der Wind kommt bald von vorne und wir probieren zwei Nächte lang bei Vollmond und Windstille zu fahren; dazu verdunkeln wir einen der vielen Schmelzwässerschächte mit der Michas Zeltplane; mein Zelt haben wir im Iran zurückgeschickt, weil wir gesehen haben, das wir gut genug miteinander auskommen und man nachts keine explizite Privatsphäre brauchte. Das Nacht-Fahren hab ich ganz schnell wieder sein gelassen, weil zumindest ich damit wahnsinnig Probleme hatte: im fahlen Mondschein, muss man sich vielmehr auf den Weg und die Schlaglöcher bzw. Spurrinnen konzentrieren und leistet somit wieder geistige Mehrarbeit; das überwog der körperlichen Mehrarbeit tagsüber gegen den Wind zu fahren, denn da konnte ich wenigstens in 'Trance' fahren (gut dafür: der Triathlon-Lenker)
Bild 22:
Eine klare Aufgabenverteilung hatten wir auch: Michael mit der manuellen AE 1 und dem 35 mm Weitwinkel für die Landschaftsaufnahmen und ich mit dem 70-210 mm für die Close-Ups...
Bild 23:
Wirklich kritisch wäre dieser Moment gewesen, wo die Straße unter einer Sandverwehung nicht mehr zu erkennen war, wenn wir im Juni/Juli bei 50° C hier durch gefahren wären und unter Wasserpanik falsch gehandelt hätten; mhh…dem war aber nicht so und es ist doof zu spekulieren: wir sind auf jedem Fall diesem ehemaligen Flussbett (verdichteter Sand) gefolgt, das uns nach 10 Km auch wieder auf die Schotterstraße brachte...
Bild 24:
es war also nicht tödlich sondern eher anstrengend: man muss die Räder ziehen, dass bedeutet eine Wirbelsäulenverdrehung; klassisch 'schieben' geht nicht, weil man die Vorderräder in den Sand drücken würde...
Bild 25:
mitten in diesem Niemandsland gibt es dann doch noch Leute, wie diese Mitarbeiterin des Straßenbauamtes (!)
Bild 26:
Bei km 11.111 genau, erst außerhalb der größten zusammenhängenden Sandwüste der Welt kommen ...
Bild 27:
...wir durch klassische Bilderbuchdünen-Landschaft, wenn auch nur für 30-40 km - wir haben es voll genossen!
Bild 29:
da haben wir auch gleich die besten Actionbilder gemacht... Um so ein Bild zu stellen, braucht man recht Schwung.
Bild 31:
...und da haben wir die Kamele auch endlich in Aktion...die WÜSTENSCHIFFE mit ihren riesigen Hufen.
Bild 32:
kein besonders fruchtreiches Land hier... in dieser Nacht springt mir ein Gecko in den Schlafsack - ah....- zum Thema die 'Wüste lebt' - das trifft hier nicht zu, außer ab und zu ein paar Tierskeletten und eben diesen Wüsteneidechsen sehen wir absolut nichts - noch nicht einmal Fliegen...
Bild 33:
Posieren: mit den Seidenschlafsäcken. Die zieht man unter den eigentlich isolierenden (Daunen-) Schlafsack, auf dass er den Körperschmutz abhält, dass die Daunen und Dunen nicht verklumpen! Dieses Inlet kann man im Vgl. Zum Schlafsack waschen.
Bild 34:
Für mich ist das Han-Reich ja das Land der Andersartigkeit; während ich bei den Uiguren in der Taklamakan öfters mal dachte, dass das ja gerade ganz schön öde ist, was wir gerade machen, 'lohnte' sich China ab den Han-Chinesen, denn: man sieht so viel Neues!
Bild 36:
Ich weiss leider nicht, warum auf dem Lande, wo die Luft rein ist, immer wieder Frauen mit diesen Mundschutzen raumlaufen...Wie gesagt, Kommunikation war ein Ding der Unmöglichkeit (ohne Mandarin zu berherrschen)
Bild 37:
Ein letztes Gebirge stellt sich noch nach Erreichen des dichter besiedelten Ostens Chinas in den Weg, da Rückenwind und bestens trainiert, nehmen wir dieses aber mit links.
Bild 38:
Dass wir nun täglich durch Riesenstädte fahren und allgemein in dichter besiedelten Gebieten unterwegs sind, mag man an der Wettbewerb erkennen : mit Kreativität wird hier um die Dieselkunden geworben.
Bild 39:
Michael fliegt dann auch noch in einer ölglatten Kurve hin... zum Glück nichts Ernstes, nix gebrochen.
Bild 40:
Unsere letzte Nacht verbringen wir lieblos neben der Strasse. Die letzten 1300 km - die wir allerdings auch in 5 Tagen abgerissen haben. Die letzten 408 m sind wir in 33 Stunden und 27 Stunden auf dem Sattel durchgefahren, es war nicht mehr feierlich: nur noch Verkehrsstress - die Vorstellung des Hotelbettes trieb uns an...
Bild 42:
Es gibt einen schicken Presseempfang (siehe « Presse ») , der von meinem Vater, der zu dem Zeitpunkt geschäftlich in Peking war, mit eingefädelt wurde.
Worauf wir uns schon geraume Zeit gefreut haben: das Hotelbett und die Möglichkeit sich mal wieder zu baden: ok, da waren noch die Kleider mit dabei, die wir am Leib hatten - zur unserer Entschuldigung muss ich dazu sagen, dass das Schwarze hauptsächlich Dieselruß ist... An dieser Stelle ganz großen Dank an Snap On, bzw. an deren Beijing Office, zu denen wir einen Bezug durch die Firma meines Vater hatten. Sie haben uns ein ganz tolles und teures Hotel mitten im Botschafter-Viertel gesponsert und haben uns mit Fahrer, Internet und Vitamin B sehr unterstützt! Danke an Vattern Klaus, Xiu Chunlin, He Wei, Marty und Mary vom SnapOn Office Beijing!
Bild 43:
Für die Rückfahrt mit der Transsib steht wieder ein unangenehmer Botschaften-Run an. Sonntags gibts auch dort einen verrückten Markt, wo Michael endlich Rüdiger Nehbergs Spezialrezepte probieren kann, von denen er mir vier Monate lang erzählt hat.
Bild 44:
Das Ticket hat damals 622 DEM/Nase gekostet und wir hatten zu zweit ein Erstklassabteil im chinesischen zug der transmanschurischen Linie. Ab Irkutsk traf man auf die Original-Trasse «Wladiwostok-Moskau ». 7 Tage bis Moskau. Ab dort : mit dem Moskau-Parisexpress für nochmal 150 DEM in einem schraddeligen 3er Abteil bis Köln. Ankunft 18.11.1999.
Bild 45:
In 7 Tagen sind wir also gemütlich die 8500 km über die Mongolei nach Moskau getuckert, sehr bequem unser Abteil. Haben die Zeit genutzt zu reflektieren, wieder auf den Boden zu kommen...
Bild 47:
Unser Abteil war super, die Räder in Kisten verpackt mit uns, der Blick in die sibirische Tundra und Taiga sehr monoton. Genau das Richtige für uns in diesem Moment
Bild 50:
Eine Nacht Aufenthalt in Moskau. Es war denkbar schwierig die damals scheints einzige « Jugendherberge » der Stadt zu finden, es war ein schon längst verdrängter Alptraum mit den großen Kisten in der Stadt herum zu gondeln.