[Diese Information hat den Stand 1999 und bezieht sich ausschlieslich auf den Teil der Südroute. Es empfiehlt sich vorher
den Bericht gelesen zu haben]
„Südliche Seidenstrasse“ (von Michael Giefer)
Grundsätzlich:
Offiziell ist das befahren der Strecke, so wie wir sie befuhren, nicht erlaubt. Aber auch das Radfahren, Einreisen und Zelten ist ohne Sondergenehmigungen in China eigentlich nicht gestattet. Wir haben jedoch in diesem Land die positive Erfahrung gemacht, dass kein Polizist sich großartig um fremde Radreisende und deren Ziele und Routen kümmert, bzw. kümmern möchte. Sogar in den für Touristen offiziell gesperrten Gebieten, wurden wir so gut wie nicht kontrolliert.
Die Südliche Seidenstrasse mit dem Rad:
Wer vorhat diese Strecke mit dem Rad zu befahren, der sollte einige Dinge berücksichtigen. Von Kashgar bis Niya (Minfeng) sind es rund 800 km auf guter Teerstrasse. Bis dahin ist das Befahren kein Problem. Hinter Niya zweigt eine neue geteerte Strasse zur Nordroute ab. Über 500 km durch das Herz der Takla Makan. Die Chinesen bauten diese Strasse um die Ölvorkommen, die in der Wüste gefunden wurden zu fördern und transportieren. Der Seidenstrasse ab Niya Richtung Qarqan weiter folgend gelangt man auf die sog. Höllenstrecke. Fast 300 km bis zum nächsten größeren Ort. Die beste Reisezeit ist im Herbst und die kleinen Oasen liegen bis zu 90 km auseinander. Für alle Fälle sollte immer die doppelte oder dreifache Wassermenge mitgenommen werden als man hofft zu verbrauchen. Die Oasen bestehen oft nur aus wenigen Garküchen. Aber dort bekommt man für wenig Geld immer etwas zu essen und zu trinken, meist in Form der uigurischen Nudeln mit der scharfen Soße (je nach belieben mit oder ohne Fleisch) und Wasser, grünem Tee, Limo. Wenn du Glück hast gibt es sogar eine Kühltruhe mit recht gutem chinesischem Bier. In der Regel ist die Piste an den Telefonmasten gut zu erkennen. Da die Takla Makan jedoch eine Flugsandwüste ist, können unter Umständen auch lange Teilstrecken komplett versandet sein. Schiebepassagen sind immer zu bewältigen und die können im tiefen Sand ganz schön zermürbend sein. Es herrscht nur wenig Verkehr zwischen den Oasen. Aber es vergeht kein Tag an dem nicht wenigstens ein Jeep, Bus oder LKW an dir vorbeifährt. Der gefürchtete Kara Buran tritt am wenigsten häufig im Herbst auf und die Temperaturen sind angenehm. Wir befuhren Mitte bis Ende September die Südroute und die Temperaturen betrugen tagsüber bis zu 25 Grad. Aber dies wird wohl auch Jahresabhängig sein. Nachts sanken sie dann auf angenehme 15 Grad. Durch den hohen Sandgehalt in der Luft ist de r Himmel nahezu immer diesig und die Sonnenstrahlen können ihre Kraft nicht entfalten. Aber Vorsicht, im Altun Shan, Nan Shan – Gebirge und auf dem Qaidam Becken, das teils über 3500m hoch liegt wird es im Herbst bitter kalt. Temperaturen von -15 Grad sind Nachts keine Seltenheit und auch über Tag braucht man lange Kleidung.
Wir konnten keine genaue Beschreibung der Strecke ausfindig machen und waren auf die Anweisungen der Einheimischen angewiesen.
Material und Räder:
Für diese Piste sind gute Mountainbikes das Beste. Zu empfehlen wären da robuste Gepäckträger (und Lowrider) von Stolz oder Tubus und der Schwalbe Marathon XR.
Ein Zelt ist nicht nötig. Es ist sehr trocken in dieser Region. Niederschlag fällt kaum. Wichtig sind Isomatte und ein warmer Schlafsack.
Warme Kleidung, Wassersack, Filter oder Certisil sind obligatorisch. Sehr geholfen haben uns Gletscherbrille, Sonnenkäppi und Bufftuch.
Verpflegung und Unterkunft:
Wer Vegetarier ist hat es in den von dem islamisierten Turkvolk, den Uiguren, bewohnten Provinz Xinjiang nicht einfach. Hauptnahrung sind Nudeln mit scharfer Lammfleischsoße. Wer will bekommt diese jedoch auch ohne Fleisch. Kostenpunkt: zwischen einer und vier Mark (ca. vier bis 15 Yuan – zu Schwarzmarktkursen). In den Oasen bis Niya gibt es noch reichlich Obst. Vor allem frische Trauben, Melonen, Nektarinen, Äpfel, Birnen und Granatäpfel. Neben Trockenobst, diversen Süßigkeiten und Eis bekommt man gutes Fladenbrot, mit knorpeligem Fleisch gefüllte Teigtaschen, „Mooncakes“ – ein dicker Keks (gefüllt mit einer Nussrosinenmischung, Dampfnudeln und seltener Reis.
Grünen Tee, Limo und Bier runden die Getränkepalette ab. Ab der Niya wird das Essensangebot jedoch drastisch gering. Nur noch in den drei großen orten Qarqan, Qarkilik und Neumiran ist das Angebot gleich üppig. Dazwischen vermissten wir vor allem frisches Obst.
Meistens haben wir in der Wüste unter freiem Himmel geschlafen. Wir fanden keine Anzeichen von Insekten, außer einigen Fliegen, Schlangen, Skorpionen oder anderen Spinnentieren.
In den kleineren Oasen durften wir umsonst auf den bettähnlichen Gestellen, auf denen die Uiguren essen, schlafen und sich unterhalten, übernachten. In den größeren Oasen leisteten wir uns für insgesamt 10 bis 20 DM ein Hotelzimmer und in den Dobans war oft Kost und Logis gratis!
Uiguren:
Die Uiguren gehören zu der großen Familie der Türkvölker, die fast ganz Zentralasien bevölkern. Sie sind Muslime, werden von den Chinesen besetzt und einige leisten gegen die Besatzer Widerstand, so dass es immer wieder zu Unruhen kommt. Die Uiguren sind sehr freundlich und interessiert. Mit einigen Brocken Türkisch kann man sich mit ihnen etwas verständigen, da sie eine Turksprache sprechen.
Besonders bekannt sind sie wegen ihrer Messerschmiedekunst.
Kartenmaterial:
Am besten ist eine Chinesische Karte mit lateinischer und chinesischer Erklärung. So hatten wir die Möglichkeit orts- und lesekundige Uiguren und Chinesen nach dem Weg oder der nächsten Oase zu fragen. Bei allen Karten ist jedoch Vorsicht geboten. Orte und Wege die oft noch eingezeichnet sind existieren nicht mehr und stellenweise wachsen neue Oasen aus dem Boden, die auf den Karten nicht vermerkt sind.
Die Chinesische Karte hat einen Maßstab von 1:6 Mio, der aber vollkommen ausreicht. Wir bekamen unsere Karte von chinesischen Freunden. Die Chinesische Botschaft in Deutschland verschickt nahezu die gleiche, jedoch ohne die wichtigen chinesischen Schriftzeichen. In Peking gibt es die „Kombikarte“ auf alle Fälle zu kaufen.
Einreise:
Wer über Kirgisistan, also den Turugart Pass einreisen will muss sich vorher mit CITS in Verbindung setzten, um einen festen Transporttermin zu vereinbaren zzgl. 225 US Dollar.
Es gibt jedoch auch etliche andere und unkompliziertere Einreisemöglichkleiten. „John`s Cafe“ ist DER Treffpunkt für Westernes entlang der Seidenstrasse, jener John(Hanchinese) – man trifft ihn wirklich – führt diesen Transport auch durch, im September 1999 sagte er, er würde es für 100 $ machen; seine Emailadresse ist Johnscafe@hotmail.com.
Literatur:
Mittlerweile gibt es viele gute Bücher über die Seidenstrasse. Nach brauchbaren Informationen zur Südroute suchten wir jedoch vergebens.
Südroutenbeschreibung:
Bis zum Altun Shan ist die Strasse fast komplett flach.
Die Strasse von Kashgar (man folgt bis ins Altun Shan – Gebirge der Strasse G 315; jeder km ist durch einen Stein gekennzeichnet) nach Niya (Minfeng) braucht eigentlich nicht groß beschrieben werden. Über eine asphaltierte Strasse fährt man durch einige pappelbesäumte Oasen, deren Abstände allmählich immer größer werden. Anfangs ist sie stark befahren. Viel Viehkarren-, Lkw- und Busverkehr. In der Oase Yengisar kann man besonders gut die uigurischen Messer bewundern und einkaufen.
In der großen Oase Khotan existiert noch Seidenherstellung wie vor Hunderten von Jahren.
Erst ab Niya wird es richtig spannend. Nach Norden führt die geteerte Strasse mitten durch die Takla Makan und weiter nach Osten beginnt die Wüstenpiste, die in jedem Jahr anders aussehen kann. Die Fast 300 km lang ist die sog. „Höllenstrecke“. Große Dünenformationen sucht man auf der Südroute fast vergebens. Meist fährt man durch öde Steinwüste, gemischt mit sandigen Passsagen. Hier und da einige größere Sanddünen. Oft ist die Gegend mit toten Baumstümpfen, Schilf und Tamarisken bewachsen.
46 km hinter Niya erreicht man einen See, zwei steinerne Behausungen und einige Fischteiche. Der junge Uigure war sehr nett und ließ uns in seiner Hütte an den Teichen schlafen. Die nächste eingezeichnete Oase existiert nicht mehr. Bis Andirlangar sind es dann harte 90 km. Der Ort besteht aus ca. sechs Garküchen und einem „Kiosk“. Die Piste ist anschließend sehr schlecht und wird immer wieder von Straßenarbeitern „ausgebessert“. Nach weiteren 33 km erreicht man eine kleine Station mit Polizisten und Essengelegenheit. Drei km weiter kommt Suntang. Beide sind nicht auf der Karte eingezeichnet ist, haben dafür aber Kühltruhen. 43 km weiter erreicht man Karamiren anstelle vom eingetragenen Qinggilik. Der „Fluss“ ist eine Salzlauge. Qingilik besteht aus einem Doban und einer Garküche mit Kühltruhe (kaltem Bier) und DVD Player! 33 km später gibt es ein altes Doban in dem damals ein einziger alter und sehr freundlicher Uigure wohnte, der uns Dampfnudeln und Melone schenkte. Bis Qarqan (Qiemo) sind es dann noch 74 km. Hier pulsiert das Leben. Es gibt Essen und Trinken in Hülle und Fülle. Das Muzi Taye Hotel für umgerechnet 9 DM pro Kopf ist sehr gut. Hier heißt es dann Großeinkauf auf dem Bazar. Ich rate jedem sich mit möglichst viel Obst einzudecken. Das vermissten wir auf den Wüstenpisten besonders und das gibt es bloß alle 300 km. Achtung! Ab hier wurde die Piste noch übler!
Die ersten 35 km sind geteert und nach ca. 46 km kommt man zu einem Doban, wo man zu Essen bekommt. 32 km weiter steht wieder ein Doban (Hadilik). Hier wohnt ein alter Uigure mit kläffendem Schäferhund, der uns kaum etwas anbieten konnte.
43 km weiter erreicht man dann Maganzei. Die nächste Oase Bextograk existiert irgendwie nicht, aber nach 57 km kommt nochmals eine „Straßenmeisterei“. Anschließend war die Piste komplett vom Wüstensand verweht. Ca. 20 km weiter bauen die Chinesen einen neuen Ort und nach ungefähr 47 km gelangt man zur recht großen Oase Waxxari (hier ist ein kurzes Stück geteert) mit der uigurischen „Claudia Cardinale“. Tatlikbulak existiert wieder nicht und bis Qarqilik (Ruoqiang) sind es 84 km, wobei man kurz vor der Stadt wieder auf Asphalt stößt. Hier führt eine Strasse zur Nordroute nach Korla. In 66 km kommt Milan Doban. Von hier aus geht es aus der Takla Makan heraus ins Altun Shan – Gebirge, bis auf über 4000m. Von Milan Doban führt eine Asphaltstrasse noch 27 km bis nach Neumiran. Hier endet die „Südliche Seidenstrasse“. Dieser ort ist eine Sackgasse, aber man bekommt hier genügend gute Verpflegung für die bevorstehenden Gebirgspassagen. Rund 300 km weitere schlechte Piste, diesmal stehen einem im Gebirge bevor. Lebensmittel und Ortschaften sind auch hier oben rar. Abhilfe schaffen die in Abständen auftretenden Dobans und Wasser gibt es in Form von einem Gebirgsfluss, der langsam immer größer wird. Man fährt allmählich aus Xinghai heraus und in die Provinz Quinghai hinein, die einst zu Tibet gehörte. Neben den Chinesen leben hier noch Mongolen, die teils noch als Nomaden umherziehen. Das Qaidambecken ist ein riesiger Salzsee in dem Öl gefunden wurde. Deshalb trifft man nach ca. 300 km Gebirgspiste wieder auf eine geteerte Strasse.
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