Bild 1:
Der Moment des Grenzübertritts nach INDIEN ist gekommen. In der Masse der führende Sikh-Priester, der zufällig zur selben Zeit durch die MILLIONEN auf indischer Seite nach Pakistan gefahren wird. Ach ja: wir kamen den Massen entgegen. Ein Sprung ins kalte Wasser ins überbevölkerte Land. Derweil sind nur 0,4 % der Inder Sikhs. Bei 1,3 Mrd. kommen dennoch ein paar zusammen.
Bild 2:
In Amritsar besuchen wir den goldenen Tempel, das Mekka der Sikh. Weltweit. Jede Nacht schlafen dort 1000 angereiste Sikh, aus Kanada z.B., im sog. Gurdwara, dem Gästehaus, wo jeder (!) bis zu 3 Nächte bei voller Verpflegung, Bett und Bettzeug unterkommen kann. So auch wir. Eine sehr junge (350 Jahre), tolerante und vor allem gelebte Religion. Spannend.
Bild 3:
Das Leben findet viel auf dem Dach statt. Als Wasserbehälter dienen die Objekte mit denen man sich so identifizieren kann. Hier Taube. Auch Vase und Fußball im Angebot.
Bild 4:
Indisches Frühstück:
Fruisch gebackene Ciabaties mit scharfer Krautfuellung zu Joghurt und suessem Tee.
Bild 6:
Rotärschige Affen - super! Klar ist Indien nicht nur irgendwie sondern ziemlich exotisch. Die Viecher gelten als halb bis ganz heilig und kriegen Bananen oder Nüsse.
Bild 8:
In Ludhiana angekommen, die ersten 240 km wieder auf dem Rad seit langem, besuchen wir ein CBM gesponsertes Hospital mit Augenklinik.
Bild 9:
Für uns viel wichtiger aber die Blindenschule, wo auch anders behinderte einen tollen Platz gefunden haben. Hier suchen wir nach den ersten lokalen Blinden auf unserer Reise. Da die CBM hier besonders viele Projekte hat, haben wir Indien von vorne herein nicht mit Deutschen Fahrern bestückt, sondern freigehalten. Mal sehen.
Bild 10:
Das so genannte "Vocational Rehabilitation Center for the blind" ist neben dem Projekt in Lahore ebenfalls ein verdammt guter Ort für alle Kids. Hier bekommen sie eine Ausbildung und die Chance auf ein gutes Leben. Da hat die CBM wirklich was Tolles auf die Beine gestellt. Zusammen mit dem Ehepaar Johnson wurde es in den letzten 50 Jahren soweit aufgebaut, dass man sich nun den Luxus leisten kann, zwei Jungs mit uns zu schicken, neue Erfahrungen zu machen.
Bild 11:
Puneet ist einer - seine Eltern, etwas steif vor Skepsis und Aufregung kommen zum Start. Der seit 6 Monaten angedachte Partner kann doch nicht. Gorov (später) springt ein. Das nenne ich spontan.
Bild 12:
Die Jungs sitzen das erste Mal im Leben auf einem Radsattel, Wahnsinn.
Wir kommen die vier Nächte in Blindenschulen und Gurdwaras unter.
Bild 14:
"Ordentliche" Sikh schneiden sich nie die Haare. Was bei den Jungen zusammen kommt, wird eingerollt. Später hat's nur noch unter einem Turban Platz.
Bild 19:
Nach gemeinsamen 235 km in 5 Tagen kommen wir in Delhi im nächsten CBM Projekt an und setzten die mündigen Vollblinden in den Zug. Hat echt Spaß gemacht. Beide sprachen mehr oder minder Englisch.
Für Susanne hört hier die BlindCycle Tour auf. Sie fliegt nachdem Peter (siehe Piloten) und ich am 13.12. gestartet sind wieder nach Bremen und beginnt ihren ersten Job als Trainee für eine Modefirma aus Schweden, wo sie ihr theaterpädagogisches Diplom mit einbringen will.
Es sprengt ein wenig den Rahmen mich hier bei Ihr zu bedanken, aber ich bin ganz froh, dass sie drei Monate vor Abreise für den abgesprungenen Pablo aus Chile eingesprungen ist, denn sie hat beste Dienste getan. An der BlindCycle Tour. DANKE!
Bild 20:
Nun gibt Susanne die Staffel an Peter Dengler, aus Bensheim an der Bergstrasse, weiter, der in der Zwischenzeit angeflogen kam. Wir starten mit Soubodh, dem 35 jährigen Landarbeiter, und Ramishwar, seiner Eskorte aus dem CBM-Projekt.
Bild 21:
Nachdem wir unser Ziel mit Soubodh und Ramishwar schneller als erwartet erreicht haben, da alle kräftig traten, steigen unsere nächsten beiden Kandidaten Satnam (12) und Shree (25) zu. Sie kommen aus Patiala, siehe Update 13, weil wir in Delhi niemanden sonst finden konnten. Das klingt unglaublich, ist es auch, hängt aber an einigen Verstrickungen..
Shree ist Satnams vollblinder Braille- und Englischlehrer und wird von dem teil-sichtigen Jungen geführt.
Bild 22:
Nachdem ich das Pino mit ach und Krach noch an den Knirps anpassen konnte hat er den ersten Tag wie der Teufel getreten und ab dem zweiten die Füßchen hängen lassen. Macht nix, Peter fängt das auf…
Bild 23:
Die gruseligste unserer fünf kostenlosen Nächte war in einer "ganz normalen Landschule". Der ober-unsympathische Paschadirektor, der uns gegenüber natürlich fett gönnerhaft auftrat, steht auf der Treppe und ruft seinen 125 dort wohnhaften Kids die Drills zu. Huahh… das reicht schon. Viel schlimmer, dass in einer halben Stunde noch 1400 andere Kids kommen werden, am ende sind alle Baracken und Boeden (!) voll, eine private Schule, für die die 125 Eltern über 300 Euro im Jahr zahlen müssen, das ist für arme Leute absolut unerschwinglich, staatliche Schulen gibt’s halt grad keine in der Gegend, er und seine Bruder, die sich die versch. Ämter der Schulleitung teilen haben sozusagen das Bildungsmonopol der Region und bestimmen die Preise ebenfalls selber.
Bild 26:
Aber wir haben auch nette Unterkünfte. Die Gurdwaras der Turbantragenden Sikh werden zwar homöopathisch wenig, aber ab und zu klappt es doch.
Bild 27:
Kanpur von oben. Die Hauptstadt des zweitärmsten Staates Indiens. Die Einfahrt in die 2,5 Mio. Metropole war der Horror. Überhaupt fällt es mir seit einiger Zeit schwer noch das Positive in Anbetracht des permanenten Stresses auf ALLE SINNE zu sehen. Die Menschen sind so ignorant und machen sich das Leben unnötig schwer, die Autos bräuchten eher Schalter, um die Hupe aus zu stellen, so Peters Kommentar. Selbst die Züge müssen sich durch die Rikschafahrer, die die geschlossenen Schranken ignorieren, hupen - da fehlen mir die Worte. Es ist halt anders und trotz 24 h Ohropax-Einsatz fehlt mir die Toleranz.
Vom Dreck einmal völlig abgesehen.
Bild 28:
Die beiden neuen Mittreter (übrigens Nr. 18 und 19!): der blinde Manish und sein Freund Naba, beide aus Delhi mit dem Zug gekommen, 8 h Fahrt für 1,50 Euro. Manish hat die Schule gerade fertig und deswegen auch Zeit und Naba ist der Assistent des Direktors der Blindenschule, der uns die Jungs sozusagen geschickt hat. Und Peter natürlich.
Peter ist die dicke Haut für den harten Teil zwischen Delhi und Kalkutta. Dem 52 jährigen Beamten aus Bensheim an der Bergstrasse, war kein Aufwand zu groß, der BlindCycle Tour durch kräftiges Strampeln und dicke Nerven zu unterstützen.
Alle drei warten seit bald vier Tagen auf meine Genesung. Es war wohl bloß eine Frage der Zeit, aber jetzt nehme ich verordnete Antibiotika, wegen Magen-Darm-Infekt.
Bild 29:
Manish vor einer Dhaba, den Straßen-Buden Indiens, wo man gut und günstig essen kann. Ob hygienisch das sei einmal dahingestellt - im Zweifelsfalle reinigen wir das Geschirr selber...
Bild 31:
In Vanarasi bringen wir die Jungs zum Bahnhof, schöne 400 km gehen zu Ende, und wir begeben uns auf Suche nach neuen Blinden - kein Erfolg leider, erst später sichert eine NGO aus Kalkutta zu, uns zwei Jungs voraus zu senden, auf dass wir mit Ihnen nach Kalkutta fahren. So sehen wir uns den Ganges einmal aus klassischer Tourie-Sicht an:
Bild 32:
www.wikipedia.de zu Ganges:
Täglich werden über 1,2 Mrd. Liter vergiftetes Abwasser eingeleitet, allein in Kalkutta 320 Mio. Liter. Die Belastung durch Kolibakterien ist 2000mal höher als in Indien erlaubt. In jedem Tropfen Wasser wimmelt es nur so von Cyaniden, Arsenen, Blei, Zink, Chrom und Quecksilber, von Exkrementen und Leichenresten, von Milliarden Cholera- und Typhusbazillen. Selbst Malaria erregende Moskitos brüten dort nicht mehr. Jeder Tropfen Gangeswasser ist ein Generalangriff auf den menschlichen Organismus.
Ab 100 Euro kann man eine Feuerbestattung mit echtem Holz haben. Weil viele nicht so viel Geld für Holz haben, kommt es eben zu den oben genannten Leichenresten.
Nicht weniger krass die Bestattung aus dem Boot zu sehen: schwelende Scheite mit Beinen, die rausgucken...
Bild 33:
Aber...ein echter Inder hat schon so einen derben Immunhaushalt, dass selbst Zähneputzen, bzw. Gurgeln kein Problem ist...
Bild 36:
Ohne Buff und Ohrenstöpsel (zumindest auf dem rechten Ohr) würde ich Indien nicht überleben.
Bild 39:
Unser letztes Duo stand unter einem schlechten Omen. Schon der Treffpunkt wurde gen Kalkutta verschoben und einer von beiden hatte von Anfang an keine Lust. Leider sehr schlecht informiert, wurden die beiden von der NGO zu uns geschickt "Ich weiß nicht was die von euch wollen, fahrt einfach mal dahin!" Der eine hatte ein Steißbeinbruch gehabt, der andere ein Blinddarmproblem. Am nächsten Tag fahren sie wieder mit dem Zug zurück. Wahrscheinlich hatten wir großes Glück bisher. Also bleibt es bei 6 indischen und 18 deutschen blinden und sehbehinderten Leuten soweit.
Bild 40:
Nun folgen ein paar Eindrücke aus der 15 Millionenstadt Kalkutta, bzw. seit 2001 Kolkata.
Viel Verkehr, schlechte Luft, aber alles im Rahmen, Kanpur war viel schlimmer, hier sind die Strassen wenigstens gut.
Bild 44:
Frucht-Frühstück vor der VauDe-Malariaprophylaxe. Wobei: man muss sagen, dass es wirklich kaum Mücken hat - zu verseucht die Stadt, sagt man. Aber wir hatten uns so ans Zelt gewohnt..
Peter fliegt nun Sonntag früh zurück und beginnt Dienstag wieder mit der Arbeit im Versorgungsamt Bensheim.
Vielen Dank Dir für das "Lücken-Büssen" in Indien, es war harte Arbeit. Auch speziell fürs "Dengler-Sponsoring"!
Peter hat die Hälfte aller Aufwendungen für unsere indischen Mitfahrer getragen, obwohl das eigentlich nicht sein Job war...